Hinter Gittern (Quelle: Pro Wildlife)
Missstände in deutschen Zoos & Zirkussen
Zoos stellen sich häufig als Einrichtungen dar, die sich dem Tier- und Artenschutz verpflichtet fühlen. Bilder von niedlichen Nachzuchten vermitteln den Eindruck, die Tiere würden sich in Gefangenschaft wohl fühlen, für Nachschub sei durch Zucht gesorgt und durch sog. “Erhaltungszuchten” könnten die Wildbestände gestärkt werden. Dass die Haltungsbedingungen in oft kleinen und kahlen Gehegen katastrophal sind und dabei Tiere zu Schaden kommen, trübt dieses propagierte Image genauso wie die regelmäßige Abschiebung ausgedienter Tiere in schlechtere Haltungsbedingungen.
In der Öffentlichkeit ist zudem kaum bekannt, dass viele Tierparks immer noch ihre Bestände aus freier Wildbahn aufstocken. In den vergangenen Jahren machte PRO WILDLIFE mehrfach publik, wie sich Tierparks Exemplare selbst bedrohter Arten beschaffen. Beispiele für die Selbstbedienungsmentalität deutscher Tierparks sind z.B. Jungelefanten aus Botswana (Zoos Dresden und Erfurt, s.u.), Paradiesvögel und Sturmstörche aus Indonesien (Vogelpark Walsrode), Giraffen aus Namibia (Tierpark Neunkirchen), Wölfe aus Polen (Tierpark Perleberg), Nasenbären aus Südamerika (Heimattierpark Grimmen) - Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.
Immer wieder geraten deutsche Tierparks ungewollt in die Schlagzeilen.
Recherchen von PRO WILDLIFE ergaben z.B., dass der Zoo Berlin fünf ausgediente Schimpansen nach China abschieben wollte - in Tierparks, wo Wildtiere geprügelt und für Kunststückchen missbraucht werden. Die Berliner Medien wurden aufmerksam - der Zoo nahm von seinen Abschiebeplänen Abstand und will nun ein neues Affenhaus bauen.

Im Zoo Magdeburg mussten zwei Orang-Utans sterben, da Stickluft und Schimmelpilze im neuen Affenhaus unbeachtet blieben. PRO WILDLIFE brachte den Skandal ans Licht, schaltete Staatsanwaltschaft und Stadtverwaltung ein - der Zoo muss nun sein Affenhaus sanieren und endlich ein längst überfälliges Außengehege bauen.
Einen der größten Skandale um Wildimporte lösten 1999 die Zoos Dresden und Erfurt aus: Sie nutzten die erstbeste Gelegenheit, vier junge Elefanten aus Botswana zu importieren, die zuvor gewaltsam aus ihren Familienverbänden gerissen und mit Schlägen und Ketten “eingebrochen” wurden.

PRO WILDLIFE kämpft gegen Missstände in deutschen Zoos und fordert u.a. ein Importverbot für Wildfänge und eine deutliche Verbesserung der Tierhaltung. Die von der Bundesregierung herausgegebenen, auch für Zoos geltenden “Mindestanforderungen” für die Haltung von Wildtieren sind völlig unzureichend und dringend überarbeitungsbedürftig.
Zirkusse: Entzauberte Manege
Elefanten im Kopfstand, Zigarren-rauchende Schimpansen, Robben im Handstand oder Raubkatzen, die durch brennende Reifen springen: Wildtiere müssen in vielen Zirkussen Kunststückchen zeigen, die ihrem natürlichen Verhalten völlig zuwider sind. Hinzu kommen die beengten Käfige, in denen die Tiere einen Großteil des Jahres eingepfercht und weitgehend zu Bewegungslosigkeit verdammt sind. Immer wieder geraten Zirkusse in die Kritik, weil Elefanten, Affen und andere Wildtiere verwahrlost, unterernährt oder
todkrank sind und beschlagnahmt werden müssten. Doch die örtlichen Behörden können oft nicht eingreifen, weil keine geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für solche Tiere existieren oder die Zirkusse einfach weiterziehen und sich dem Zugriff der Behörden entziehen. Zwar sollen sog. “Zirkusleitlinien” solche Missstände verhindern, doch in der Praxis zeigt sich, dass eine artgerechte Wildtierhaltung in Zirkussen nicht möglich ist.
PRO WILDLIFE fordert ein Ende der Wildtierhaltung in Zirkussen. Der Bundesrat empfiehlt ein grundsätzliches Verbot, insbesondere für Elefanten, Affen und Bären. Nun gilt es, diese Empfehlung in geltendes Recht umzusetzen.
Quelle Fotos: NSPCA (1), PRO WILDLIFE (2)